Dachvermietung für Solaranlagen: Lohnt sich das noch?
Bei der Dachvermietung können Eigenheimbesitzer:innen die eigene ungenutzte Dachfläche an einen externen Solaranlagen-Betreiber vermieten. Mit einem typischen Einfamilienhaus lohnt für die Dachvermietung heute aber nicht mehr. Sie ist nicht wirtschaftlich, weil die Dachfläche zu klein ist. Alle wichtigen Fakten zu Einnahmen, Voraussetzungen, Wirtschaftlichkeit und der richtigen Dachgröße finden Sie im Folgenden.
Was ist eine Dachvermietung?
Bei der Dachvermietung können Eigenheimbesitzer:innen die eigene ungenutzte Dachfläche an einen externen Anbieter vermieten. Diese Fläche wird dann zur Installation einer Photovoltaik-Anlage genutzt, welche Solarstrom erzeugt, der dann in das öffentliche Netz eingespeist wird.
Die Besitzer:innen des Gebäudes bekommen dafür entweder eine einmalige oder eine jährliche Zahlung. Manchmal wird auch eine kostenlose Dachsanierung als Ausgleich angeboten. Obendrein kann der Solarstrom von der vermieteten Dachfläche häufig auch sehr günstig direkt bezogen werden.
Rückblick auf die Geschichte
Bis vor einigen Jahren war die Dachvermietung ein Modell, von dem Eigenheimbesitzer:innen in Deutschland wirklich profitieren konnten. 2005 lag die Einspeisevergütung für Solarstrom zum Beispiel bei etwa 50 Cent pro Kilowattstunde (auf 20 Jahre festgeschrieben). Selbst auf fremden Dächern inklusive Mietzahlungen war die Installation einer Photovoltaik-Anlage damit ein lohnendes Geschäft.
Aktuell (März 2022) liegt die Einspeisevergütung jedoch bei rund 5 Cent pro Kilowattstunde für große Anlagen (über 40 kWp) bzw. bei unter 7 Cent für durchschnittlich große Photovoltaik-Anlagen auf Eigenheim-Dächern. Damit ist es in den meisten Fällen sehr unwirtschaftlich geworden, zusätzliche Dachflächen für den Bau von Solaranlagen anzumieten. Diese Entwicklung war initial genauso vorgesehen, um den Ausbau der Solarenergie anzukurbeln, bis die Anschaffungskosten deutlich fallen (was mittlerweile eingetreten ist).
Datum | Einspeisevergütung für Anlagen bis 10 kWp (Cent / kWh) | Einspeisevergütung für Anlagen bis 40 kWp (Cent / kWh) | Einspeisevergütung für Anlagen bis 100 kWp (Cent / kWh) |
---|---|---|---|
01.01.2005 | 54,53 Cent | 51,87 Cent | 51,30 Cent |
01.01.2010 | 39,14 Cent | 37,23 Cent | 35,23 Cent |
01.01.2015 | 12,55 Cent | 12,22 Cent | 10,92 Cent |
01.01.2020 | 9,87 Cent | 9,59 Cent | 7,54 Cent |
01.01.2021 | 8,16 Cent | 7,93 Cent | 6,22 Cent |
01.03.2022 | 8,16 Cent | 6,44 Cent | 5,03 Cent |
Überblick: Dachvermietung 2022
Im März 2022 liegt die Einspeisevergütung für große Photovoltaik-Anlagen auf Nichtwohngebäuden bei unter 6 Cent pro Kilowattstunde. Der stetige Abwärtstrend der letzten Jahre hat die Wirtschaftlichkeit von Dachvermietungen deutlich negativ beeinflusst. Heutzutage wird ein echter Gewinn bei großen Solaranlagen auf Freiflächen auch nicht mehr durch die Einspeisevergütung, sondern durch die sehr geringen Kosten bei der Strom-Erzeugung erzielt. Richtig dimensioniert, ist ein großer Solarpark damit eine echte Konkurrenz für Atom- oder Kohlekraftwerke.
Auf den vergleichsweise kleinen Dächern von Einfamilienhäusern lohnt sich eine Dachvermietung nicht mehr. Eigenheimbesitzer:innen sollten sich nach Alternativen umsehen, um eine Solaranlage wirtschaftlich sinnvoll zu nutzen, und eher auf einen hohen Eigenverbrauch des vor Ort produzierten Stroms setzen, etwa mit einem Stromspeicher.
Die richtige Dach-Größe
Für eine wirtschaftliche Dachvermietung werden heutzutage 600 Quadratmeter oder mehr an nutzbarer Dachfläche benötigt (ein Einfamilienhaus hat etwa 30 bis 70 m²). Eine größere Scheune mag daher gerade noch in Frage kommen, aber meist werden nur noch sehr große Ställe oder Gewerbehallen für die Dachvermietung genutzt. Das typische Einfamilienhaus ist also für die Dachvermietung nicht geeignet.
Gebäudeart | Dachfläche | Eignung zur Dachvermietung |
---|---|---|
Einfamilienhaus / Mehrfamilienhaus | weniger als 600 m² | nicht geeignet |
Scheune / kleine Lagerhalle | mehr als 600 m² | in einigen Fällen geeignet |
große Lagerhalle / Industriegebäude | mehr als 1.000 m² | gut zur Dachvermietung geeignet |
Vergütung oder Dachsanierung
2022 müssen sich Hausbesitzer:innen zwischen verschiedenen Vergütungsarten bei der Dachvermietung entscheiden. Es gibt einmalige Zahlungen im Bereich von 4.000 bis 9.000 Euro, die eine Nutzungsdauer von 20 Jahren abdecken. Oder es wird jährlich abgerechnet, dann bekommen sie für die vermietete Dachfläche rund 5 Prozent Gewinnbeteiligung oder 2 bis 5 Euro pro Quadratmeter. Schließlich wird in einigen Fällen auch eine kostenlose Dachsanierung angeboten, womit dann alle weiteren Ansprüche abgegolten wären.
Art der Vergütung | Einnahmen / Vorteile |
---|---|
Einmalzahlung | 4.000–9.000 € |
Prozentuale Gewinnbeteiligung | bis zu 5 Prozent Gewinnbeteiligung |
Miete pro m² | 2–5 € pro m² (jährlich) |
Kostenlose Dachsanierung | Dachsanierung, keine weiteren finanziellen Ansprüche |
Wirtschaftlichkeit der Dachvermietung
Zuvor wurde bereits gesagt, dass meist nur noch die Vermietung von Dachflächen ab 600 Quadratmeter wirtschaftlich ist. Für Eigenheimbesitzer:innen ist eine Dachvermietung daher keine Option mehr. Für die Berechnung der Wirtschaftlichkeit möchten wir jedoch einmal hypothetisch ermitteln, was Sie theoretisch verdienen könnten: Vermieten Sie als Privatperson rund 40 Quadratmeter Dachfläche, dann wären das bei 3 Euro pro Quadratmeter etwa 120 Euro im Jahr und 2.400 Euro in 20 Jahren.
Ob sich bei einer großen Dachflächen mehr lohnt, diese zu vermieten oder eine Solaranlage zu kaufen, hängt davon ab, zu welchen Konditionen Sie einen Kredit bei der Bank bekommen. Bei guten Bedingungen ist eine eigene, gekaufte Anlage meist lukrativer, aber das lässt sich nicht pauschal für jeden Fall sagen. Das finanzielle Risiko ist beim Kauf einer eigenen Anlage in jedem Fall höher als bei der Dachvermietung.
Erfahrungen aus dem Internet
Im Internet gibt es einen regen Austausch zum Thema Dachvermietung und Erfahrungen aus der Praxis. Besonders Landwirte sind sich dabei im Allgemeinen einig, dass sich eigene Investitionen mehr lohnen als die Vermietung der Dachflächen. Sind diese Flächen nämlich erst einmal an Dritte vergeben, haben diese 20 Jahre lang die Nutzungsrechte daran und eine eigene PV-Anlage lässt sich dann nicht mehr realisieren.
Es gibt selbstverständlich auch negative Erfahrungen mit gekauften PV-Anlagen, besonders, wenn viele Schäden an Wechselrichtern aufgetreten sind. In solchen Fällen sieht es mit der Wirtschaftlichkeit bei eigenem finanziellen Risiko eher problematisch aus.
Solaranlage | Vorteile | Nachteile |
---|---|---|
Eigene PV-Anlage (gekauft) | – sehr hohe Rendite möglich |
|
Dachvermietung | – keine große Investition nötig | – Rechte an eigener Dachfläche für bis zu 20 Jahre an Dritte vergeben |
Alternativen zur Dachvermietung
Wenn Sie als Eigenheimbesitzer:in 2022 Geld mit einem ungenutzten Dach verdienen möchten, haben Sie insgesamt drei Optionen, die sich deutlich mehr lohnen als die Dachvermietung. Zum einen können Sie eine eigene Photovoltaik-Anlage kaufen bzw. über einen Kredit finanzieren. Alternativ kann eine Solaranlage gemietet werden. Sollte auch das nicht gewünscht sein, bietet sich noch der Beitritt in eine sogenannte Energiegemeinschaft an, um Solarstrom zu erzeugen und damit Geld zu verdienen.
Alternative | Vorteile | Nachteile |
---|---|---|
Photovoltaik-Anlage kaufen | hohe Rendite möglich |
|
Photovoltaik-Anlage mieten |
| Rendite ggf. geringer als bei gekaufter Anlage |
Energiegemeinschaft |
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Eigene Solaranlage kaufen
Der Kauf einer eigenen Photovoltaik-Anlage für ein Einfamilienhaus wird Sie 9.000 bis 13.000 Euro kosten, mit Stromspeicher sogar noch mehr (ab 16.000 Euro). Wer ohnehin Geld investieren möchte oder einen zinsgünstigen Kredit bekommt, sollte den Kauf einer Solaranlage in Betracht ziehen. Bei einem normalen Einfamilienhaus sind die Kosten und Risiken gut kalkulierbar. Dennoch kann es auch sinnvoll sein die eigene Liquidität bewahren zu wollen, um finanziell flexibel zu bleiben. Dann kann die Solaranlage zur Miete eine gute Alternative sein.
Teil einer Energiegemeinschaft werden
Speziell für Photovoltaik gibt es sogenannte Energiegemeinschaften, die teilweise sehr solidarisch, aber auch wirtschaftlich orientiert agieren. Das Modell ist der Dachvermietung sehr ähnlich, es wird jedoch ein stärkerer Fokus auf günstigen Ökostrom für den Eigenverbrauch gelegt. Auch hier sei darauf hingewiesen, dass die Energiegemeinschaften eher an größeren Dachflächen orientiert sind.