Echter Ökostrom: Definition, Unterschiede, Kritik
Mit echtem Ökostrom schützen Sie die Umwelt und unterstützen den Ausbau erneuerbarer Energien. Aber woher kann man grünen Strom eigentlich beziehen und worauf gilt es dabei zu achten? Ist der Strom, der aus der Steckdose kommt, wirklich „echter“ Ökostrom? Wir haben für Sie die wichtigsten Informationen zu Ökostrom-Anbietern, Reststromversorgung und Gütesiegeln zusammengefasst. Ob Sie Ökostrom von einem Anbieter beziehen oder doch lieber mit einer Photovoltaik-Anlage auf dem eigenen Dach gewinnen sollten und alles Weitere rund um das Thema Ökostrom erfahren Sie hier in unserem Ratgeber.

Was ist echter Ökostrom?
Unter echtem Ökostrom wird theoretisch jener Strom zusammengefasst, welcher 100 Prozent aus erneuerbaren Energien bezogen wird. Dazu gehört Strom aus Wind- und Wasserkraftwerken sowie aus Solarparks und Biomasse-Anlagen. In Deutschland wird Ökostrom heute primär mit Wind- und Sonnenenergie gewonnen. 2023 stammten fast 40 Prozent des hierzulande produzierten Stroms aus Solar- oder Windkraft, insgesamt lag der Anteil der erneuerbaren Energien bei mehr als 50 Prozent der Stromerzeugung.
Ein wichtiger Aspekt von umweltfreundlichem Strom ist die neutrale CO2-Bilanz bei der Gewinnung der Energie – denn durch seine CO2-Neutralität stellt der Ökostrom einen wichtigen Beitrag zum weltweiten Klima- und Umweltschutz dar. So konnten im vergangenen Jahr durch Strom aus erneuerbarer Energien in Deutschland rund 190 Millionen Tonnen CO2-Emissionen vermieden werden. Trotz eigener oder gemieteter Photovoltaik-Anlage besteht in vielen Haushalten noch ein gewisser Strom-Restbedarf, der im Idealfall dann natürlich nicht mit Strom aus fossilen Brennstoffen gedeckt werden sollte. Deshalb ist das Thema Ökostrom nach wie vor relevant.

Allerdings gibt es in der Praxis klare Unterschiede zwischen dem eigentlichen Strom und dem Tarif, in dem er verkauft wird. So kann zum Beispiel echter Ökostrom ungekennzeichnet ins öffentliche Netz gelangen und genauso kann Strom aus fossilen Brennstoffen wie etwa Kohle mit der passenden Kennzeichnung in einem Ökostrom-Tarif verkauft werden. Im Folgenden möchten wir deshalb zeigen, warum echter Ökostrom nicht so leicht zu finden ist und welche Kriterien bei der Auswahl eine Rolle spielen.
Kritik, Etikettenschwindel und häufige Lügen
Der Strom aus der Steckdose kommt von einem Erzeuger ganz in der Nähe – egal, ob man nun offiziell Ökostrom bezieht oder nicht. Das hat technische Gründe und ist an sich auch nicht weiter problematisch, weil bei jedem echten Ökostromtarif über sogenannte Herkunftsnachweise sichergestellt wird, dass die bestellte Menge Ökostrom ins öffentliche Netz gelangt. Ohne Herkunftsnachweis darf Ökostrom auch nicht als solcher verkauft werden.
Allerdings wird in Europa ein reger Handel mit Herkunftsnachweisen für Ökostrom betrieben. Die skandinavischen Länder, und unter diesen besonders Norwegen, sind als Vorreiter bei erneuerbaren Energien bekannt. So erzeugt das Land 99 Prozent seines Stroms mithilfe von Wasser- und Windkraft. Die Konsument:innen wissen das – ein gesonderter Ökostromtarif ist daher überflüssig. Norwegen verkauft einen Großteil der Herkunftsnachweise über seinen Ökostrom an der europäischen Strombörse, weil die Nachweise im eigenen Land kaum benötigt werden. Die überflüssigen Herkunftsnachweise werden dann zum Beispiel nach Deutschland verkauft, wo Stromanbieter den normalen Graustrom aus Kohle mit Hilfe der norwegischen Herkunftsnachweise als Ökostrom verkaufen dürfen. Denn der Begriff „Ökostrom“ ist nicht geschützt.
Von diesem Etikettenschwindel und den Lügen einiger Stromanbieter sollten Sie sich jedoch nicht abschrecken lassen. In Deutschland kann man auch echten Ökostrom aus erneuerbaren Energien beziehen. Hier gilt es jedoch, sich selbst gut zu informieren und auf ganz bestimmte Siegel zu achten. Denn einigen Verbänden ist es gelungen, den Ansatz der Herkunftsnachweise aufzugreifen und zu verbessern. Siegel wie „Grüner Strom“ oder „ok-power” garantieren echten Ökostrom und zeichnen ehrliche Anbieter aus.
Herkunftsnachweise und Einspeisevergütung
Die Sache mit den Herkunftsnachweisen kann auf den ersten Blick sehr verwirrend sein. Hier noch mal ein Versuch zur Erklärung: Der Herkunftsnachweis ist ein Garant dafür, dass eine bestimmte Menge von Ökostrom gewonnen wurde. Diese Nachweise können jedoch unabhängig vom produzierten Strom gehandelt werden und ermöglichen auf diese Weise einen Etikettenschwindel, weil aus technischer Sicht einer Kilowattstunde Strom nicht nachgewiesen werden kann, ob sie nachhaltig erzeugt wurde. Stromanbieter können also Herkunftsnachweise einkaufen und dann einfach die entsprechende Menge Strom als Ökostrom verkaufen.
Gleichzeitig wird echter Ökostrom häufig gar nicht als solcher gekennzeichnet, denn Strom kann in Deutschland nur einmal vermarktet werden. Wenn Ökostrom bereits mit einer Einspeisevergütung subventioniert worden ist, kann für diesen Strom kein Herkunftsnachweis mehr ausgestellt werden. Da große Teile des Ökostroms aus Windkraft- und Photovoltaik-Anlagen (inkl. Einspeisevergütung) eingespeist werden, können diese nicht mehr als Ökostrom vermarktet werden.
Was ist also wirklich echter Ökostrom?
Es verhält sich in der Praxis so, dass Verbraucher:innen oftmals nicht wissen, ob der verbrauchte Strom auch wirklich „echter Ökostrom“ ist. Für viele Expert:innen und Konsument:innen war dieser Zustand nicht länger tragbar, weshalb schon vor einiger Zeit verschiedene Labels für wirklich echten Ökostrom ohne Etikettenschwindel ins Leben gerufen wurden.
Diese Labels unterscheiden sich in zwei wichtigen Punkten von den unechten Ökostrom-Tarifen der großen Energieversorger. Zum einen wird sichergestellt, dass der Strom wirklich aus erneuerbaren Energien stammt. Außerdem wird darauf geachtet, dass die jeweiligen Anlagenbetreiber den weiteren Ausbau ihrer Anlagen fördern. Viele Wasserkraftwerke liefern nämlich ebenfalls Strom aus erneuerbaren Energien, gehören aber in der Regel zu jenen großen Energieversorgern, welche die Gewinne aus diesen Anlagen nicht unbedingt für den Ausbau von Photovoltaik, Windkraft und Co. nutzen.
Ökostrom-Anbieter vergleichen
Viele Unternehmen bieten auf dem deutschen Markt Ökostrom an. Wenn Sie allerdings auf der Suche nach einem Anbieter sind, welcher echten Ökostrom liefert, dann sollten Sie auf entsprechende Siegel wie „Grüner Strom”, „ok-power” oder die Siegel vom TÜV achten. Nur bei diesen Anbietern erhalten Sie auch garantiert den Ökostrom, für den Sie bezahlen und unterstützen auf diese Weise den weiteren Ausbau von erneuerbaren Energien.
Green Planet Energy, Polarstern und Naturstrom sind nur einige der Anbieter, welche in Deutschland mit den entsprechenden Siegeln ausgezeichnet sind. Wenn Sie den besten Ökostrom-Anbieter für Ihre persönlichen Ansprüche finden wollen, sollten Sie sich individuell informieren oder sich durch eine:n Energieexpert:in beraten lassen. Die Preise für Ökostrom variieren von Region zu Region und es gibt nicht den einen besten Anbieter für ganz Deutschland.
Anbieter | Siegel | Kosten pro kWh* | Grundpreis pro Monat |
---|---|---|---|
Bürgerwerke | Grüner Strom, TÜV Nord | ø 35 Cent ** | 14,90 € |
Fair Trade Power | Grüner Strom, TÜV Süd EE | ø 37,6 Cent ** | ø 12,70 € ** |
Green Planet Energy | ok-power, TÜV Nord | 38,6 Cent | 13,90 € |
EWS Schönau | ok-power, TÜV Nord | 38,30 Cent | 13,90 € |
Naturstrom | Grüner Strom, TÜV Nord | 34,90 Cent | 11,90 € |
Polarstern | Grüner Strom, TÜV Nord | ø 34,60 Cent ** | ø 13,90 €** |
Prokon | ok-power, TÜV Nord | ø 31,8 Cent ** | ø 13,50 €** |
* durchschnittliche Preise bei einem Bezug von 4.500 kWh pro Jahr (Stand: Mai 2024)
** Preise regional unterschiedlich
Ökostrom-Siegel und Vergleich-Websites
Wenn Sie wirklich nachhaltigen Ökostrom beziehen möchten, dann gibt es durchaus Möglichkeiten, sich unabhängig zu informieren. Zum einen bieten diverse Vergleich-Websites wie z. B. Utopia einen Überblick über zuverlässige Ökostromanbieter. Noch besser ist es aber, sich an bestimmten Gütesiegeln zu orientieren, welche den Stromanbietern erst nach einer genauen Untersuchung verliehen werden.
Vertrauenswürdige Siegel
Gütesiegel haben in den letzten Jahren zunehmend an Glaubwürdigkeit verloren. Immer wieder stellen diverse Anbieter sich eigene Siegel aus oder erwerben diese von unglaubwürdigen Institutionen, ohne sich einer Untersuchung unterziehen zu müssen. Wir haben deshalb für Sie die zuverlässigsten Ökostrom-Siegel recherchiert, welche garantieren, dass 100 Prozent des gekauften Stromes aus erneuerbaren Energien stammen.
Siegel | Anmerkungen |
---|---|
Grüner Strom | • 100 Prozent echter Ökostrom |
ok-power | • 100 Prozent echter Ökostrom |
TÜV Nord/Süd | • 100 Prozent echter Ökostrom |
Eigenen Ökostrom mit Photovoltaik erzeugen
Einer der zuverlässigsten Wege, um echten Ökostrom zu erhalten, ist es, diesen selbst zu erzeugen. Am besten geht das über eine Solaranlage auf dem heimischen Dach. Hier können Sie die natürliche Strahlungsenergie der Sonne nutzen, um kostengünstigen Ökostrom zu gewinnen und sind noch sicherer über die Herkunft des Ökostroms. So tun Sie nicht nur der Umwelt einen Gefallen und fördern erneuerbare Energien – mit einer PV-Anlage können Sie auch Ihre Stromkosten verringern und so bares Geld sparen.
Autarkie und Eigenverbrauch
Eine vollständige Autarkie (Unabhängigkeit) vom öffentlichen Stromnetz lässt sich auch 2024 nicht wirtschaftlich sinnvoll umsetzen. Der Autarkiegrad der Photovoltaik-Anlage kann jedoch durch zusätzliche Anschaffungen wie zum Beispiel einen Stromspeicher auf bis zu 80 Prozent erhöht werden. Hier wird nur noch ein kleiner Teil des benötigten Stroms aus dem öffentlichen Netz bezogen, und gerade in den Tagesstunden können Sie komplett auf Ihren eigenen Ökostrom zurückgreifen.
Das lohnt sich auch finanziell, denn der Eigenverbrauch des selbst produzierten Solarstroms ist die wirtschaftlichste Verwendung. Zwar profitieren Sie bei einer Einspeisung durch die Einspeisevergütung, diese ist mittlerweile aber so gering, dass Sie Ihren Strom lieber selbst nutzen sollten. So sparen Sie sich die stetig steigenden Stromkosten und profitieren von einem festen und gut kalkulierbaren Strompreis.
Echter Ökostrom für Elektroautos
Einer der großen Kritikpunkte an Elektroautos ist heute, dass die Batterien der Fahrzeuge mit Strom geladen werden müssen, welcher ggf. aus Kohlekraftwerken kommt. Mit echtem Ökostrom können Sie Ihr Elektroauto jedoch umweltfreundlich aufladen und Ihren ökologischen Fußabdruck noch weiter verbessern.
Das geht beispielsweise über eine eigene Photovoltaik-Anlage, welche Strom zum Aufladen des Elektroautos gewinnt. In Kombination mit einem Stromspeicher kann der eigene Ökostrom dann auch in den Abend- und Nachtstunden zum Laden per Wallbox genutzt werden.
Alternativ gibt es in Deutschland auch Anbieter, die Ökostrom zum Aufladen in der eigenen Garage und an Ladestationen unterwegs zur Verfügung stellen. Häufig ist ein wenig Recherche nötig, um sich zu vergewissern, dass es sich bei den Angeboten der verschiedenen Dienstleister um echten Ökostrom handelt. Achten Sie hier vor allem auf die zuverlässigen Siegel.
Anbieterunabhängige Reststromversorgung mit DZ4
Wir bei DZ4 legen großen Wert darauf, dass Sie Ihre gesamte Stromversorgung ökologisch, aber auch ökonomisch sinnvoll gestalten können. Deshalb arbeiten wir bei der Reststromversorgung für unsere Solaranlagen-Miete anbieterunabhängig – so können Sie den Stromanbieter wählen, der am besten zu Ihnen und Ihren Lebensumständen passt.