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Senator Anjes Tjarks im Interview zur Mobilitätswende

Liebe Leser:innen, für unser heutiges Interview haben wir uns mit dem Bündnis 90’ Die Grünen-Politiker und Hamburger Senator für Verkehr und Mobilitätswende, Anjes Tjarks, getroffen. Wir haben uns über die Verkehrswende, Klimaschutz und erneuerbare Energien unterhalten.

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Die Behörde für Verkehr und Mobilitätswende (BVM) ist ein Ministerium in Hamburg und besteht seit dem 1. Juli 2020 als eine von elf Fachbehörden. Die BVM ist zuständig für die Verkehrspolitik, betreibt aber auch mit der Behörde für Wirtschaft und Innovation (BWI) gemeinsame Aufgaben.

Unser Interviewpartner Anjes Tjarks ist 40 Jahre alt, verheiratet und hat drei Kinder.  Er ist der erste Senator für Verkehr und Mobilitätswende in der Freien und Hansestadt Hamburg. Dabei setzt er sich maßgeblich für die Verbindung von Klimaschutz und Verkehr ein. Wir finden dieses Thema durch die aktuelle Klimakrise besonders spannend und freuen uns deshalb sehr, dass sich Herr Tjarks die Zeit genommen hat, um mit uns über seine Aufgaben und Vorstellungen zu sprechen. An dieser Stelle noch einmal ein herzliches Dankeschön an Herrn Tjarks für das Interview.

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Einigen unserer Leser:innen werden Sie sicher schon bekannt sein - können Sie trotzdem ein paar Worte zu Ihrer Position als Senator und zu Ihren Aufgaben sagen?

Anjes Tjarks: Ich bin aktuell Senator für Verkehr und Mobilitätswende der Freien Hansestadt Hamburg und derjenige, der sich Gedanken machen muss, wie man die Themen Klimaschutz und Verkehr zusammenbringt, aber auch wie man Hamburg mobil hält. Die Thesen wären, je mehr Mobilitätswende, desto mobiler und schöner wird die Stadt, aber auch umso weniger Probleme haben wir mit Luftverschmutzung und Lärm. Außerdem, je mehr Verkehrswende, desto mehr Aufenthalts- und Lebensqualität haben wir und umso mehr Menschen kommen hierher und wollen hier gerne leben, was die Stadt attraktiv und wirtschaftlich stark macht.

Im Kern geht es darum, vier Themen zu entwickeln. Zum einen geht es darum, den öffentlichen Nahverkehr zum möglichen Rückgrat des Verkehrs in Hamburg zu machen. Das zweite Thema ist das Thema Fahrradstadt Hamburg – Radwege bauen und zwar in einer neuen Qualität. Das dritte Thema ist die Digitalisierung des Verkehrs. Wir hatten gerade den Weltkongress für intelligente Transportsysteme in Hamburg. Wir wollen Europas Modellstadt für digitalen Verkehr werden, beziehungsweise sind wir das bereits. Das vierte Thema ist dann in Hamburg das Thema der autoarmen und lebendigen Innenstadt.

Viele Menschen können sich auch heute unter einer “Mobilitätswende” noch nicht so viel vorstellen. Geht es nur darum, dass wir alle bald Elektroautos fahren oder was gehört noch dazu? Was wäre Ihre Vorstellung einer gelungenen Mobilitätswende in 20-30 Jahren?

Anjes Tjarks: Das Ziel ist ganz klar, dass wir in den Metropolen dieses Landes weniger privat besessene Autos haben und dass diese einen deutlich geringeren Anteil an der Verkehrsleistung ausmachen. Daran geknüpft ist die Absicht, den vorhandenen Raum mit mehr Lebensqualität und mehr grün neu zu gestalten, sodass wir eine andere, in Wahrheit viel bessere, Stadt gebaut haben – nämlich eine Stadt mit mehr Lebensqualität mit weniger Luftverschmutzung und Lärm. Eine Stadt, in der wir genauso mobil sind, wenn nicht sogar mobiler.

Ich will Ihnen das einmal an einem Beispiel erklären. In Hamburg sind im Jahr 2008 50 Millionen Personenkilometer pro Tag über alle Verkehrsträger abgewickelt worden, also zu Fuß, Bus, Bahn, mit dem Rad oder mit dem Auto. Dieser Wert ist 2018 auf 70 Millionen Personenkilometer gestiegen. Das ist ein Anstieg von 40 Prozent innerhalb von 10 Jahren.

Gleichzeitig ist die Stadt Hamburg aber fertig gebaut. Die Straßenkanten stehen alle, die sind praktisch nicht veränderbar. Wenn wir wollen, dass Hamburg wächst, dann können wir in unserer Gesamtheit nur mobil bleiben oder mobil werden, wenn der Einzelne weniger Platz einnimmt. Und Hamburg wächst, es ziehen immer mehr Menschen hierher, weil es eine attraktive Stadt ist.

Deswegen ist die Mobilitätswende nicht nur ein großes Programm zum Klimaschutz, sondern auch wichtig, um die Mobilität in Hamburg zu erhalten. Weiterhin bringt sie die bereits genannten positiven Nebeneffekte, wie weniger Lärm, bessere Luft, mehr Aufenthaltsqualität, eine schönere Stadt und mehr Straßenbäume mit sich.

Welche Bedeutung haben Erneuerbaren Energien, insbesondere Photovoltaik-Anlagen, in diesem Zusammenhang?

Anjes Tjarks: Wir werden sehen, dass es trotz aller Bemühungen der Mobilitätswende weiteren Autoverkehr geben wird. Wichtig ist, dass wir den reduzierten Autoverkehr dekarbonisieren. Das bedeutet für Privat-PKWs einen batterieelektrischen Antrieb. Dieser Strom muss dann erneuerbar sein, sonst werden wir die Dekarbonisierung nicht hinbekommen.

Vor dem Hintergrund ist es völlig klar, dass wir umgekehrt nicht nur den Stromsektor sondern auch den Verkehrs-, Industrie- und Gebäudesektor dekarbonisieren müssen. Dafür brauchen wir gigantische Mengen an erneuerbarem Strom, den die Sonne auch bereitstellt, aber den wir nicht ausreichend einfangen, weil wir eine Bundesregierung hatten, die sich nicht genug für den Ausbau Erneuerbarer Energien eingesetzt hat.

Jetzt müssen wir eine Entfesselungsstrategie fahren, wobei wir gucken müssen, dass wir die Energie möglichst effizient, durch batterieelektrische Antriebe und dort wo sie produziert wird, einsetzen. Das ist die globale Bedeutung der Photovoltaik. Es gibt natürlich auch die Bedeutung der Photovoltaik in der Stadt Hamburg, indem wir dahin kommen müssen, dass bei neuen Dächern eine Photovoltaik-Anlagen installiert wird.

Dann müssen wir einen Ansatz fahren, indem wir die Stadtentwicklung, den Wohnungsbau und die Mobilität auf eine andere, ungekannte Art und Weise miteinander verbinden. Das bedeutet wir brauchen Photovoltaik auf dem Dach, wobei am besten das Haus den Strom selbst verbraucht und wenn nicht, dieser als Überschussenergie dem Verkehrssektor für die verbliebenen Elektroautos zur Verfügung gestellt wird. Das ist der Kern für die Photovoltaik, runtergebrochen auf die Stadt Hamburg, Viertel und Verkehr.

Gibt es ein Thema oder Projekt, mit dem Sie sich gerade intensiver beschäftigen?

Anjes Tjarks: Ja, es gibt in der Tat zwei Themenbereiche. In der vergangenen Woche hat der Weltkongress für intelligente Transportsysteme hier in Hamburg stattgefunden und das zweite Thema ist die Digitalisierung. Die meisten Politiker in Deutschland haben noch nicht begriffen, dass die Digitalisierung alle Bereiche, so auch den Verkehrsbereich, komplett durchdringen wird.

Wir haben kürzlich ein Projekt vorgestellt, mit dem wir der digitalen Schiene Deutschland endlich ein Gesicht geben. Wir haben auf dem ITS Weltkongress die erste funktionierende Strecke der digitalen Schiene präsentiert: die S-Bahn von Berliner Tor bis Bergedorf. Der Clou der Veranstaltung ist, dass man auf so einer Strecke 25 bis 30 Prozent mehr Züge fahren lassen kann als vorher.

Das führt dazu, wenn die Klimaziele erreicht werden sollen, dass bei einer bestehenden Strecke, wo in der Stunde sechs Züge fahren können, jetzt acht fahren. Das ist sehr viel  mehr. Das kann nicht nur für die Klimaziele nützlich sein, man kommt darüber hinaus auch um aufwändige Neubauten herum und kann das ganze mit digitaler Technik deutlich effizienter gestalten.

Können Sie unseren Leser:innen Tipps für die ganz persönliche Mobilitätswende geben? Worauf achten Sie zum Beispiel selbst im Alltag?

Anjes Tjarks: Ich kann Ihnen eine schöne Anekdote erzählen. Wir haben kürzlich bekannt gegeben, dass die Baugenehmigung für die U5 da ist. Im Rahmen der Beschäftigung mit dem Thema habe ich gelernt, dass dahinter ganz viele Verkehrsmodelle stehen, die untersuchen wie und welche Wege Menschen tatsächlich zurücklegen.

Derjenige, der für uns die Verkehrsmodelle errichtet, hat gesagt, dass sich die Wege der Menschen seit dem Mittelalter nicht verändert haben. Seit dem Mittelalter legen wir im Schnitt drei Wege zurück. Das was sich verändert hat, ist, dass die Wege länger und fossiler geworden sind oder sie länger geworden sind, weil sie fossiler sind. Weil wir seit dem Mittelalter im Prinzip jeden Tag dasselbe machen, haben wir eine Mobilitätsroutine.

In der Verkehrsforschung wird viel von Multi- und Intermodalität geredet, aber die gibt es in dem Sinne eigentlich nicht. Es gibt keine Wegeketten in großen Massen, wo Leute sagen, ich fahr morgens mit dem Fahrrad los, fahr dann mit der U-Bahn weiter und ende im Moia. So etwas passiert faktisch nicht. Sondern Sie haben Ihre täglichen Routinen und diese haben wir seit dem Mittelalter.

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Der entscheidende Punkt ist, unsere täglichen Routinen zu hinterfragen. Was würde ich mir selber wünschen, was anders ist und was ist durch die Corona-Pandemie passiert? Die Corona-Pandemie hat uns von außen dazu gezwungen zu hinterfragen. Wollen wir jeden Tag ins Büro gehen? Ist das unser Lebensziel? Ich glaube, da sind viele auf den Gedanken gekommen, dass der Weg zur Arbeit ihnen nicht so viel Spaß macht und man Verkehrswege auch vermeiden kann. Meistens ist eben nicht der Weg das Spannende, sondern wenn überhaupt das Ziel. Das ist das, was ich mit auf den Weg geben kann.

In Ihrer Dissertation beschäftigen Sie sich mit dem Zusammenhang zwischen familiären und politischen Weltbildern und Vorstellungen. Denken Sie, dass auch Kinder schon früh für Themen wie Klimaschutz und erneuerbare Energie sensibilisiert werden sollten? Welche Ansätze können Sie hier für das familiäre Umfeld empfehlen?

Anjes Tjarks: Man sollte es näherbringen ohne Zweifel. Kinder sind damit auch nicht überfordert. Man muss mit ihnen darüber reden, weil die Demokratie eine Schicksalsgemeinschaft ist. Das bedeutet, dass meine Stimme, die ich bei der Bundestagswahl vergeben habe, mich im statistischen Mittel noch 40 Jahre betrifft. Meine Kinder, die nicht wählen dürfen, betrifft das noch weit über 60 Jahre. Es ist zwar auch meine Zukunft, aber eben auch ihre und das sogar noch ein bisschen mehr. Deswegen ist es unbedingt nötig, dass sich gerade Kinder und Jugendliche mit der Zukunft des Planeten und der Welt beschäftigen.

Ich glaube, dass dabei zwei Themen ausschlaggebend sind. Bleiben wir beim Thema Verkehr. Verkehr ist unglaublich viel Routine. Wenn sie ihr Leben lang mit dem Auto aufgewachsen sind, ist die Chance, dass sich die Kinder hinterher auch ein Auto kaufen sehr groß. Wenn Sie als Eltern Fahrrad fahren, fahren die Kinder hinterher vermutlich auch Fahrrad und wenn Sie Bus und Bahn fahren, fahren die Kinder auch Bus und Bahn. Das ist alles sehr schematisch gedacht, aber im Groben stimmt es. Das heißt, es hat etwas mit Vorbildern, Vorleben und Erleben zu tun, aber – und da kommt die Grenze – irgendwann wenn Kinder Jugendliche werden und anfangen größere Systeme zu verstehen, spielt auch der Staat eine Rolle. Das ist mir sehr wichtig zu sagen, der Klimaschutz darf nicht privatisiert werden. Wir dürfen nicht so tun, als müsste jeder nur gottgefällig leben und dann wird das schon.

Klimaschutz funktioniert nur, wenn der Staat und die Gesellschaft in der Lage sind Systeme bereitzustellen, in denen das Individuum es auch schaffen kann, klimaneutral zu leben. In der jetzigen Gesellschaft in Deutschland können Sie ja auf Fleisch, aufs Fliegen und auf ein Auto verzichten, Ökostrom kaufen oder Veganer sein und trotzdem stoßen Sie fünf Tonnen CO2 aus, weil das im Schnitt der Basiseffekt der Gesellschaft ist. Deswegen ist es wichtig, dass Kinder verstehen, dass Klimaschutz eine gesamtgesellschaftliche Frage ist, bei der die Gesellschaft und der Staat Strukturen entwickeln müssen, in denen der Einzelne das auch schaffen kann.

Möchten Sie unseren Leser:innen abschließend noch etwas mit auf den Weg geben?

Anjes Tjarks: Ja, alle die klar im Kopf sind wissen, dass es den menschengemachten Klimawandel gibt, aber viele verstehen noch nicht, wie dramatisch weit fortgeschritten und schlimm es ist. Um das mal einzuordnen; wir hatten den Hitzesommer 2018, wo beispielsweise BASF in Ludwigshafen nicht mehr beliefert werden konnte, weil der Rhein zu wenig Wasser geführt hat. Bei 1,5 Grad ist das jeder zweite Sommer und wir werden wahrscheinlich nicht bei diesen 1,5 Grad bleiben. Deswegen muss sich jeder genau überlegen, was er oder sie tun kann.

Ich würde immer sagen, dass das Eine ist, sich selber im Leben vorzutasten, also zu gucken, was geht eigentlich und ist das, was häufig als Verzicht diskutiert wird, wirklich Verzicht oder ist das nicht vielmehr ein Gewinn? Da merkt man einfach, wenn man den Weg erst einmal geht, dass es nicht weh tut, sondern ehrlicherweise das Leben genauso gut ist wie vorher oder vielleicht sogar noch besser.

Das zweite Thema ist, dass wir uns überlegen müssen,  was wir wollen. Deswegen finde ich Fridays for Future so super, weil sie diese Themen nochmal auf eine ganz andere Ebene heben und mit ganz großer Kraft, aber auch mit einer Klarheit den Finger in die Wunde legen und fragen: Liebe Erwachsene, warum tut ihr nichts? Sich an diesen Prozessen zu beteiligen und als Gesellschaft dieses Gespräch zu führen, das ist wichtig. Mit welcher Kraft des Marktes, mit welcher Innovationskraft, mit welcher Kapitalkraft, aber auch mit welchen Leitplanken können wir das Ziel Klimaneutralität erreichen? Welche Rolle hat der Staat dabei, welche Rolle hat das Individuum?

Jeder kann an der Debatte in der Gesellschaft teilnehmen, aber dies auch für sein eigenes Leben ermöglichen. Viele haben ja auch ein bisschen Geld und können dann gucken, wohin investiere ich das? Da ist die logische Konsequenz, in eine Debatte zu gehen und zu gucken, wer kann eigentlich was machen und welchen Beitrag können Unternehmen, wie DZ4 zum Beispiel leisten, um das Ziel zu erreichen. Das ist unfassbar wichtig und das muss klappen. Das wird auch klappen. Das ist die politisch-intellektuelle Anstrengung das hinzubekommen. Ich finde die gar nicht so schwer, aber man muss es auch wollen.

Unser Fazit

Herr Tjarks konnte uns interessante Einblicke in seine Aufgabe als Senator für Verkehr und Mobilitätswende geben und zusätzlich wichtige Perspektiven in Bezug auf erneuerbare Energien und den Klimawandel bieten. Eine wichtige Lektion, welche wir aus diesem Interview mitnehmen können ist, dass jeder an der Klima-Debatte in der Gesellschaft teilnehmen und seinen eigenen Beitrag leisten kann. Wir müssen uns aktiv beteiligen und zeigen, dass wir bereit sind zu handeln – nicht nur als Privatpersonen sondern auch als Unternehmen und als Gesellschaft. Ohne die Energiewende werden wir den Klimawandel nicht aufhalten können und ohne Mobilitätswende keine Energiewende!