Interview Effizienzhaus: Ökologischer leben und langfristig Kosten sparen
Ein altes Haus energetisch sanieren anstelle eines Neubaus? Warum eigentlich nicht, dachte sich DZ4 Mitarbeiter Simon Meyer. Und setzte die Idee in die Tat um: 2020 kaufte er gemeinsam mit seiner Frau ein altes Haus und begann mit dem Umbau zum Effizienzhaus*. Doch was macht man eigentlich bei einer energetischen Sanierung, gibt es dafür Förderungen und lohnt sich das Ganze? Im Gespräch hat Simon Meyer uns Antworten auf diese Fragen gegeben und seinen Weg zum Energieeffizienzhaus beschrieben.
Du hast dein Haus zu einem Energieeffizienzhaus umgebaut – wie bist du darauf gekommen?
Simon Meyer: Zum einen finde ich es spannend, Altes zu erhalten, statt Neues zu bauen. Zum anderen muss man natürlich gucken: Was gibt der Markt her. In Deutschland findet sich eine Menge Altbaubestand, daher ist es sinnvoll, diesen auch zu nutzen. Wenn man Altbauten ganzheitlich energetisch saniert, sind diese von Effizienz und Bauart durchaus mit einem Neubau gleichzusetzten. Ich wollte außerdem meinen persönlichen Traum von der Energiewende leben – mit einem möglichst energieeffizienten Haus und unabhängig von fossilen Energieträgern.
Was war Teil der energetischen Sanierung?
Meyer: Wir haben alles saniert, bis auf das äußere Mauerwerk und den Dachstuhl. So konnten wir die Räume vergrößern und Durchbrüche schaffen, um den Grundriss an unsere Bedürfnisse anzupassen. Zunächst haben wir von Grund auf die einzelnen Bestandteile entfernt und mit den Basics, wie Abwasserrohren und neuer Elektrik, angefangen. Dann folgten nach und nach die Innenräume mit neuen Fenstern, die Böden, der Trockenbau und die Bäder. Die großen Gewerke, die wir saniert haben, wie die Neu-Dämmung der Fassade, ein neues Dach, Wärmepumpe und dreifach verglaste Fenster, sind alle förderfähig. Durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und das BAFA bekommt man ungefähr 30 bis 35 Prozent aller Kosten dafür erstattet. Und auf dem neuen Dach haben wir eine Solaranlage installieren lassen, die uns mit grünem Strom versorgt.
Die wichtigste Entscheidung war für uns, ob wir die Gasheizung von 2015 behalten. Wir haben uns dagegen entschieden und nun eine Wärmepumpe inklusive Wandheizung und Solaranlage. Das ist deshalb lohnenswert, da die Außenwände als potenzielle Kältebrücken auf etwa 20 Grad gehalten werden und die Schimmelbildung so quasi ausgeschlossen ist. Außerdem haben wir darauf geachtet, ökologische Baustoffe zu verwenden und unsere Wände beispielsweise mit atmungsaktivem Kalkputz verputzt. Kalk besteht aus natürlichem Kalkstein und wird hier in Deutschland gewonnen, das erspart lange Transportwege.
Mit dem ganzen Sanierungsprozess haben wir im Juli 2020 angefangen und sind ein Jahr später quasi auf eine Baustelle gezogen. Jetzt, nach 2,5 Jahren, sind wir mit den meisten Maßnahmen fertig. Alle Dinge, die noch offen sind, sind eher „Nice-to-have“ und hatten somit nicht die oberste Priorität bei uns. Das sind beispielsweise die Terrasse oder das Treppengeländer zum Eingang.
Was sind Vorteile einer energetischen Sanierung? Was sollte man beachten?
Meyer: Wir merken vor allem, wie toll die Wohnqualität ist. Durch die gute Dämmung, eine Wandheizung und Kalkputz an den Wänden ist das Raumklima super. Natürlich spielt der ökologische Aspekt für mich eine zentrale Rolle. Dadurch, dass wir die Substanz des alten Gemäuers erhalten haben, konnten wir etwa zusätzlichen Sondermüll vermeiden. Weil kein neuer Beton benötigt wurde, sind zum Beispiel weniger CO2-Emissionen angefallen. Ansonsten spielt selbstverständlich der finanzielle Vorteil eine wichtige Rolle. Gerade durch die verfügbaren Förderungen und die Energieeffizienz des Hauses ist eine energetische Sanierung lohnenswert.
Würdest du anderen Familien eine energetische Sanierung empfehlen?
Meyer: Es lohnt sich auf jeden Fall immer, denn durch eine energetische Sanierung kann man langfristig Energiekosten sparen. Letztendlich waren die durchgeführten Maßnahmen insgesamt günstiger, als ein komplett neues Haus zu bauen. Allerdings muss man sich auch gut überlegen, was eine Sanierung bedeutet. Man sollte darauf achten, die Sanierung ganzheitlich zu planen und schauen, dass alle Maßnahmen zusammenpassen. Deshalb muss die Bauleitung die entsprechende Expertise haben. Der Ablauf und die Dauer der Sanierung sind aber letztendlich auch davon abhängig, ob die benötigten Baustoffe und Materialien verfügbar sind. Es war zwischenzeitlich ein nervenaufreibender Prozess, aber trotzdem würde ich es wieder machen.
Vielen Dank für das Gespräch!
*Der Begriff „Effizienzhaus“ bezeichnet einen energetischen Standard für Wohngebäude und richtet sich nach zwei Kriterien: Wie hoch ist der Gesamtenergiebedarf der Immobilie? Und wie gut ist die Wärmedämmung der Gebäudehülle? Die Sanierung zum Effizienzhaus wird mit Förderkrediten und Zuschüssen staatlich gefördert. Es gibt unterschiedliche Effizienzhaus-Stufen: 40, 55, 70 und 85. Je kleiner die Kennzahl ist, desto geringer ist der Energiebedarf des Gebäudes.