Solar-Carport für Elektroautos

Elektroautos werden angesichts steigender Benzin- und Dieselpreise in Deutschland immer beliebter. Die Stromer sind im Betrieb preiswerter und ihre Anschaffung wird zudem staatlich gefördert. Noch günstiger kann die Nutzung eines Elektroautos sein, wenn es mit selbst erzeugtem Strom aus einem Solar-Carport an der heimischen Wallbox aufgeladen wird.

Mit einer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach Ihres Carports werden Sie jedoch nicht nur unabhängiger von steigenden Strompreisen. Sie schonen auch die Umwelt. Was Sie bei Anschaffung und Betrieb beachten sollten, mit welchen Kosten Sie rechnen müssen und ob Sie eine Förderung erhalten können, erfahren Sie im folgenden Artikel.

Ein Elektroauto wird an einem Solarcarport aufgeladen.

Was ist ein Solar-Carport?

Ein Solar-Carport ist vereinfacht gesagt ein Carport mit Photovoltaik auf dem Dach, meist mit einer Wallbox zum Aufladen eines oder mehrerer Elektroautos. Dabei ist der PV-Strom nicht verpflichtend zweckgebunden nur für die Aufladung von Elektrofahrzeugen. Tatsächlich kann man den PV-Strom auch für den Haushalt nutzen.

Das ist zum Beispiel der Fall, wenn man mit dem Elektroauto zur Arbeit gefahren ist und es deshalb nicht am heimischen Solar-Carport aufladen kann. Sollte der selbst erzeugte Strom nicht vollständig im Haushalt aufgebraucht werden, kann man ihn entweder in einem Solarspeicher „zwischenlagern“ und später nutzen oder ihn gegen eine Einspeisevergütung ins Stromnetz einspeisen.

Sonderfall bei der Einspeisevergütung

Um für den selbst erzeugten Strom eine Einspeisevergütung nach EEG zu erhalten, darf der Solar-Carport nicht ausschließlich der Stromerzeugung dienen. Zudem muss er sich innerhalb einer Ortschaft befinden. Konkret wird unterschieden, ob sich der Carport im „Außenbereich” (nicht innerhalb einer Ortschaft / eines Bebauungsplanes) oder nicht im „Außenbereich” befindet.

Liegt er nicht im „Außenbereich“, erhält man die gleiche Einspeisevergütung, wie für eine PV-Anlage auf dem Dach eines Wohngebäudes. Befindet sich der Solar-Carport außerhalb, hat man lediglich Anspruch auf die für eine Freiflächenanlage übliche Einspeisevergütung. Diese ist deutlich niedriger.

Vorteile und Nachteile im Vergleich

Der größte Vorteil des Solar-Carports ist, dass man sein Elektroauto damit zu Hause aufladen kann. Ein weiterer Pluspunkt ist die steigende Unabhängigkeit vom Stromversorger. Gleichzeitig lässt sich durch einen hohen Eigenverbrauch Geld sparen, da der selbst erzeugte Strom deutlich günstiger ist als gekaufter.

Zudem kann die Ausrichtung der Photovoltaik-Anlage relativ flexibel gewählt werden und die Auflagen für die Baugenehmigung beziehungsweise den Bau sind leichter zu erfüllen als etwa bei einer Garage oder einem Neubau. Und schließlich kann man den erzeugten Strom auch für den Haushalt nutzen, in einem Akku speichern oder gegen eine Einspeisevergütung ins Netz einspeisen, wenn das Elektroauto gerade nicht vor Ort geladen wird.

Durch die kleine Dachfläche eines Carports ist aber nur ein eher geringer Stromertrag bei vergleichsweise hohen Kosten möglich. Eine PV-Anlage auf dem Dach eines Eigenheims ist deutlich wirtschaftlicher. Auch wenn es möglich ist, den überflüssigen Strom des Solar-Carports für den Haushalt zu nutzen, deckt der Ertrag nur einen kleinen Teil des Jahresstrombedarfs.

Ein weißes Elektroauto wird aufgeladen

Denn ein Carport mit einem Stellplatz und einer Größe von 18 m2 liefert gerade mal 2.700 Kilowattstunden (kWh). Eine vierköpfige Familie hat üblicherweise einen Jahresstromverbrauch von 4.500 kWh – ohne Elektroauto wohlgemerkt. Zudem sind die Standortanforderungen an einen Stromspeicher bei einem Carport nur schwer zu erfüllen.

Zu den weiteren Nachteilen eines Solar-Carports gehört der geringe Witterungsschutz im Vergleich zu einer Garage. Es lassen sich zudem nur sehr begrenzt Dinge lagern. Dadurch, dass der Solar-Carport nicht abschließbar ist, bietet er keinen Schutz vor Vandalismus oder Diebstahl. Wenn man ein Carport errichten will, braucht man außerdem in den meisten Fällen eine Baugenehmigung. Diese ist zwar leichter zu erhalten als für eine Garage, muss aber trotzdem beantragt und genehmigt werden.

Vorteile

Nachteile

Elektroauto kann an einer Wallbox kostengünstig mit PV-Strom aufgeladen werden

Geringer Stromertrag im Vergleich zu den hohen Investitionskosten

Unabhängigkeit vom Stromversorger wächst

Jahresstrombedarf kann nur zu kleinem Teil gedeckt werden

PV-Strom kann auch im Haushalt genutzt werden

Standortanforderungen an einen Speicher schwierig zu erfüllen

Mit einem Stromspeicher kann der Eigenverbrauch weiter erhöht werden

Kein vollständiger Witterungsschutz für das Elektroauto

Es gibt eine Einspeisevergütung für überschüssigen Strom

Carport nicht abschließbar

Ein Carport kann optimal für die Installation einer Photovoltaik-Anlage ausgerichtet werden

Kein Schutz vor Diebstahl oder Vandalismus

Baugenehmigung für ein Carport ist leichter zu bekommen als für eine Garage

Baugenehmigung ist nötig, auch wenn die Auflagen niedrig sind (variieren je nach Bundesland)

Kosten und Förderung für Solar-Carports

Die Kosten für ein Solar-Carport mit einer Leistung von 5 Kilowatt-Peak (kWp) liegen – je nach Größe und verwendetem Material – bei 15.000 bis 25.000 Euro. Ein besonders hochwertiger Carport mit Solardach kann aber auch bis zu 30.000 Euro kosten. Die Preise für „normale“ Carports ohne PV-Anlage liegen bei rund 5.000 bis 15.000 Euro.

Die Wallbox kostet weitere 400 bis 1.800 Euro. Für die Photovoltaik auf dem Dach des Carports müssen Sie pro Kilowatt-Peak-Leistung mit ca. 2.000 Euro rechnen, für 5 kWp also mit 10.000 Euro. Wenn Sie zusätzlich einen Stromspeicher anschaffen wollen, kommen weitere Kosten von circa 4.000 bis 7.000 Euro auf Sie zu.

Solar-Carport (Bauteil)

Kosten

Förderung

Carport (ohne Photovoltaik)

5.000-15.000 €

n / a

Photovoltaik-Anlage

ca. 2.000 € / kWp Leistung

KfW 270 (zinsgünstiger Kredit bis zu 50 Mio. €) Einspeisevergütung nach EEG (6,53 Ct / kWh (Stand: April 2022))

Wallbox

ca. 400-1.800 €

KfW 440

Stromspeicher

ca. 4.000-7.000 €

KfW 270

Kosten gesamt (mit Stromspeicher)

11.400-33.800 €

Kosten gesamt (ohne Stromspeicher)

7.400-26.800 €

Förderung für Carport mit Photovoltaik

Solarcarports werden in Deutschland auf Bundesebene nicht explizit gefördert. Allerdings besteht die Möglichkeit, bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) einen zinsgünstigen Kredit für eine Photovoltaik-Anlage zu erhalten. Konkret stehen im Programm KfW 270 bis zu 50 Millionen Euro als Kreditsumme zur Verfügung.

Zudem erhalten Sie nach EEG über einen Zeitraum von 20 Jahren eine festgeschriebene Einspeisevergütung für die Einspeisung von Strom. Hier ist allerdings Eile geboten, denn die Vergütungssätze sinken von Monat zu Monat und liegen aktuell (April 2022) bei 6,53 Cent pro Kilowattstunde (für eine Solaranlage bis 10 kWp). Außerdem kann man auf Länderebene vereinzelt Förderung für die Installation einer PV-Anlage mit Stromspeicher erhalten.

Wirtschaftlichkeit: Rentiert sich ein Solar-Carport?

Ein Solar-Carport rechnet sich im Vergleich mit einer PV-Anlage auf dem Hausdach nicht. Das liegt daran, dass der Carport selbst schon mindestens 5.000 Euro (eher mehr) zusätzliche Kosten verursacht. Selbst wenn der Carport bereits steht und die PV-Anlage tragen kann, ist eine Anlage auf dem Hausdach vorzuziehen, weil diese größer dimensioniert werden kann und somit wirtschaftlicher ist.

Grundsätzlich ist die Anschaffung einer Photovoltaik-Anlage aber eine lohnende Angelegenheit. Sie amortisiert sich nach einigen Jahren. Wann genau, hängt davon ab wie groß die Anlage und wie hoch der Eigenverbrauch ist. Grundsätzlich gilt: Je größer die Anlage und je höher der Eigenverbrauch des PV-Stromes, desto eher amortisiert sich die Investition in eine Photovoltaik-Anlage.

Tipps: Planung, Baugenehmigung & Co.

Damit der Carport mit Solardach ein Erfolg wird, sollte man die Anschaffung genau planen. Es gibt viele Aspekte zu beachten: Standort, Ausrichtung, Größe, Wallbox ja oder nein, Stromspeicher ja oder nein, Baugenehmigung und Inbetriebnahme. In den folgenden Abschnitten wollen wir diese Aspekte einmal näher betrachten.

Planung: Standort, Größe, Wallbox, Stromspeicher

Am Anfang steht die Planung. Wichtig ist vor allem der Standort des Solar-Carports. Dieser sollte nicht verschattet und so ausgerichtet sein, dass die Photovoltaik-Anlage möglichst viel Strom erzeugt. Außerdem spielt die Größe eine wichtige Rolle. Für eine Anlagenleistung von 5 kWp benötigt man rund 35 bis 40 Quadratmeter Fläche, die circa 5.000 kWh Strom pro Jahr erzeugen. Das entspricht in etwa der Fläche für zwei PKW-Stellplätze.

Ein weiterer Aspekt ist die Anschaffung einer Wallbox. Soll mit dem Strom des Solar-Carports ein Elektroauto aufgeladen werden, ist der Kauf einer Wallbox sehr zu empfehlen, um die Ladezeit so deutlich zu verkürzen. Da viele Menschen mit dem Auto tagsüber bei der Arbeit sind, sollte man auch darüber nachdenken, ob man sich einen Stromspeicher anschafft. Mit diesem lässt sich das Auto auch dann aufladen, wenn die Sonne nicht mehr scheint. Hier ist eine sorgfältige, individuelle Planung sehr wichtig, damit sich die Anschaffung amortisiert. Ein:e Energieberater:in kann Ihnen dabei helfen.

Baugenehmigung – Unterschiede je nach Bundesland

Wichtig ist auch, dass Sie rechtzeitig klären, ob Sie eine Baugenehmigung benötigen. Hier gelten von Bundesland zu Bundesland unterschiedliche Regelungen. Bei Carports profitieren Sie häufig von vereinfachten Verfahren. Darüber hinaus entscheiden aber auch die Kommunen darüber, ob eine Genehmigung verpflichtend ist. Beachten Sie zudem Folgendes: Die rechtliche Lage kann sich jederzeit ändern.

Daher sollten Sie immer zunächst beim örtlichen Bauamt erfragen, ob Sie eine Baugenehmigung benötigen. Außerdem sollten Sie unabhängig davon in Erfahrung bringen, ob weitere Auflagen zu erfüllen sind. Als Bauherr:in sind Sie dazu verpflichtet, sich selbständig zu informieren, geltende Auflagen und Vorschriften einzuhalten und ggf. Genehmigungen einzuholen. Die richtige Anlaufstelle ist dabei stets das örtl. Bauamt. In der folgenden Tabelle finden Sie eine Übersicht nach Bundesländern geordnet (Stand: April 2022).

Bundesland

Solar-Carport genehmigungspflichtig?

Baden-Württemberg*

  • Wenn der Rauminhalt 40 m³ überschreitet
  • Wenn die Vorschriften zur Grenzbebauung nicht eingehalten werden

Bayern*

  • Wenn die Grundfläche 50 m² überschreitet

Berlin*

  • Wenn der Carport länger als 8 Meter ist und / oder weniger als 3 Meter Mindestabstand zum Nachbargrundstück hat

Brandenburg*

  • Wenn Anforderungen an den Stellplatz nicht erfüllt werden
  • Wenn Anforderungen an die geltende Grenzbebauung nicht eingehalten werden

Bremen*

  • Wenn der Carport höher als 3 Meter werden soll
  • Wenn die Stellfläche größer als 40 m² ist
  • Wenn es sich nicht um ein Bauvorhaben mit „geringer” Schwierigkeit handelt

Hamburg*

  • Wenn der Carport höher als 3 Meter werden soll
  • Wenn die Stellfläche größer als 50 m² ist

Hessen*

  • Wenn der Carport höher als 3 Meter werden soll
  • Wenn der Abstand von Zufahrt zur Straßenmitte weniger als 3 Meter beträgt
  • Wenn die Festsetzungen des Bebauungsplanes nicht eingehalten werden
  • Wenn die Breite der Zufahrt weniger als 2,75 Meter beträgt
  • Wenn der Mindestabstand zur Grundstücksgrenze von 9 Metern nicht eingehalten wird

Mecklenburg-Vorpommern*

  • Wenn der Carport höher als 3 Meter werden soll
  • Wenn die Stellfläche größer als 30 m² werden soll
  • Wenn der Stellplatz kürzer als 5 Meter ist ls 3 Meter werden soll
  • Wenn die Stellfläche größer als 30 m² werden soll

Niedersachsen*

  • Wenn der Carport höher als 3 Meter werden soll
  • Wenn die Stellfläche größer als 30 m² werden soll
  • Wenn der Stellplatz kürzer als 5 Meter ist
  • Wenn die Breite des Stellplatzes größer als 2,5 Meter ist (2,4 Meter mit Seitenwand)

Nordrhein-Westfalen*

  • Wenn der Carport nicht dem Bebauungsplan entspricht
  • Wenn das Grundstück nicht erschlossen ist
  • Wenn der Carport keinem Wohngebäude zugehörig ist
  • Wenn die Nutzfläche mehr als 1.000 m² beträgt
  • Wenn die Kommune nach Einsicht der Bauvorlage (Pflicht!) ihr Einverständnis verweigert

Rheinland-Pfalz*

  • Wenn der Giebel 4 Meter Höhe überschreitet
  • Wenn das Dach mehr als 45 Grad geneigt ist
  • Wenn der Carport an der Grundstücksgrenze steht und länger als 12 Meter ist
  • Wenn der Abstand zur Grundstücksgrenze 3 Meter unterschreitet
  • Wenn die Wandhöhe 3,4 Meter überschreitet
  • Wenn die Grundfläche 50 m² überschreitet

Saarland*

  • Wenn die Stellfläche 36 m² überschreitet
  • Wenn der Rauminhalt 30 m³ überschreitet
  • Wenn der Carport höher als 3 Meter werden soll
  • Wenn die Länge des Carport 12 Meter überschreitet

Sachsen-Anhalt*

  • Wenn der Stellplatz größer als 50 m² ist
  • Wenn die mittlere Wandhöhe von 3 Metern überschritten wird
  • Wenn die Gesamtlänge von 9 bis 15 Metern überschritten wird

Sachsen*

  • Wenn die Stellfläche größer als 40 m² ist
  • Wenn die Gesamtlänge der Stellfläche 5 Meter unterschreitet
  • Wenn die Gesamtbreite der Stellfläche 2,3 Meter unterschreitet

Schleswig-Holstein*

  • Wenn der Mindestabstand zum Nachbargrundstück von 3 Metern unterschritten wird
  • Wenn die Seitenwände länger als 9 Meter sind
  • Wenn die Wandhöhe 2,75 Meter überschreitet
  • Wenn die Dachneigung steiler als 45 Grad ist
  • Wenn der Bebauungsplan nicht eingehalten wird
  • Wenn keine Notwendigkeit zum Bau eines Carports besteht

Thüringen*

  • Wenn die Stellfläche größer als 40 m² werden soll
  • Wenn die Wandhöhe 3 Meter überschreitet
  • Wenn das Bauvorhaben dem Bebauungsplan widerspricht
  • Wenn die Maximale Länge der Grenzbebauung überschritten wird

* Achtung: Die rechtliche Lage kann sich ändern. Wir übernehmen keinerlei Gewähr für die Richtigkeit und / oder die Vollständigkeit der oben gemachten Angaben. Informieren Sie sich rechtzeitig bei Ihrem Bauamt nach den aktuellen Vorschriften!

Inbetriebnahme und erster Ladevorgang

Als Inbetriebnahme gilt der Zeitpunkt, ab dem der von der Photovoltaik-Anlage produzierte Strom genutzt wird.  Dies ist auch der Stichtag, ab dem die Einspeisevergütung nach EEG erfolgt. Um die Inbetriebnahme nachzuweisen muss ein Inbetriebnahmeprotokoll der Solaranlage erstellt werden. Ohne diesen Nachweis erhalten Sie keine Einspeisevergütung.

Das Protokoll dient aber auch gegenüber der Versicherung als Nachweis, dass Montage und Elektroinstallation korrekt durchgeführt wurden. Im Protokoll müssen alle Daten der Photovoltaik-Anlage wie zum Beispiel Hersteller, Informationen über den Wechselrichter, Ausrichtung, Dachneigung und vieles mehr angegeben werden. Bei der Inbetriebnahme müssen sowohl der oder die Anlagenbetreiber:in als auch die Solaranlagen-Baufirma anwesend sein.