Balkonkraftwerk: Lohnt sich eine Mini-PV-Anlage?

Mit einem Balkonkraftwerk kann nahezu jede Person selbst zuhause Strom produzieren. Anders als eine „große“ Photovoltaik-Anlage für das Hausdach erfordert ein Balkonkraftwerk nämlich keine aufwendige Installation und viel weniger Platz. Auch Mieter:innen können so grünen Strom herstellen und selbst verbrauchen. Solche Mini-PV-Anlagen für Balkon oder Terrasse versprechen dauerhaft niedrigere Stromkosten und das ohne großen Kapitaleinsatz und zeitraubende Bürokratie. Mittlerweile hat die Gesetzgebung auf den Trend Balkonkraftwerk reagiert – mit wichtigen Folgen für Anmeldeverfahren und Wirtschaftlichkeit.

Balkonkraftwerk mit Mini-Solaranlage

Was ist ein Balkonkraftwerk?

Balkonkraftwerke sind technisch gesehen nichts anderes als Photovoltaik-Anlagen. Ihre Module arbeiten nach demselben technischen Prinzip wie ihre größeren Pendants. Dabei wandeln sie die Strahlung der Sonne in elektrischen Strom um. Dieser fließt zu einem sogenannten Wechselrichter, der den Strom so umformt, dass Sie ihn direkt im Haushalt verwenden können. Balkonkraftwerke (oder Mini-PV-Anlagen) tun dies nur in einem viel kleineren Maßstab. Als Anhaltspunkt: Für Balkonkraftwerke ist eine Anlagengröße von 0,6 kW Leistung verbreitet. Eine typische PV-Anlage für das Dach eines Einfamilienhauses liegt dagegen im Bereich des Zehn- oder Zwanzigfachen.

Der Größenvergleich macht deutlich, dass Balkonkraftwerke als Ergänzung zum Strom aus dem öffentlichen Netz gedacht sind. Große PV-Anlagen für das Dach können dagegen zumindest zeitweise den gesamten Strombedarf der Hausbewohner:innen decken. Oftmals liefern sie sogar mehr Strom, als vor Ort gebraucht wird. Dieser fließt dann in das öffentliche Stromnetz. Als Gegenleistung für den eingespeisten Strom erhalten die Anlagenbetreiber:innen die sogenannte Einspeisevergütung. Anders beim Balkonkraftwerk: Weil der Stromertrag gering ist, liegt der Fokus hier ganz klar auf dem Eigenverbrauch. Eine Einspeisung in das öffentliche Netz ist zwar technisch möglich, in der Praxis aber nicht sinnvoll.

Grüner Strom aus eigener Erzeugung für alle! Während große PV-Anlagen in der Regel Menschen im Eigenheim vorbehalten bleiben, kann mit einem Balkonkraftwerk nahezu jede Person unabhängig von den Wohnverhältnissen Strom produzieren. Die Mini-PV-Anlagen eignen sich für Dach, Balkon, Terrasse oder den Garten. Montage und Verkabelung sind einfach gehalten, sodass auch Laien keine Probleme damit haben. Die Einbindung in das Stromnetz erfolgt nach dem Prinzip Plug & Play. Es genügt, den Stecker vom Wechselrichter mit einer Steckdose zu verbinden. Wie gut das Konzept ankommt, das beweist die rasant steigende Beliebtheit der Mini-PV-Anlagen. So hat sich der Anlagenbestand von 2022 auf 2023 auf rund 350.000 Balkonkraftwerke fast verfünffacht.

Was ändert sich für Balkonkraftwerke ab 2024?

Im rechtlichen Kontext heißen Balkonkraftwerke auch Steckersolar-Geräte. Und für diese gibt es 2024 einige Veränderungen, die Balkonkraftwerke noch attraktiver machen. Ende April haben Bundestag und Bundesrat das sogenannte Solarpaket I verabschiedet, das größtenteils am 16. Mai 2024 in Kraft getreten ist. Dieses bündelt zahlreiche Gesetzesänderungen, die alle zum Ziel haben, den Ausbau des PV-Stroms in Deutschland zu fördern. In diesem Zug vereinfacht der Bund auch die rechtlichen Vorgaben für Balkonkraftwerke. Die wichtigsten Änderungen beziehen sich auf diese Punkte:

  • Anmeldung nur noch bei der Bundesnetzagentur: Bisher mussten Betreiber:innen ihre Balkonkraftwerke gleich zwei Mal anmelden, einmal beim Netzbetreiber und einmal bei der Bundesnetzagentur. Mit der Neuregelung entfällt die Anmeldung beim Netzbetreiber. Zudem wird die Anmeldung im Marktstammdatenregister auf wenige, einfach einzugebende Daten beschränkt. Das ist spürbar weniger Bürokratie für Betreiber:innen.
  • Höhere Leistung: Balkonkraftwerke dürfen nun eine maximale Leistung von 800 Watt am Wechselrichter haben. Mit dem Sprung der Leistungsgrenze von 600 zu 800 Watt wird es möglich, einen noch größeren Anteil des Strombedarfs durch das Balkonkraftwerk zu decken.
  • Kein Warten mehr auf den Zählertausch: Um ein Balkonkraftwerke betreiben zu dürfen, benötigt man einen Stromzähler mit Rücklaufsperre, damit der Strombezug aus dem Netz weiter korrekt erfasst werden kann. Unter Umständen macht dies einen Zählertausch notwendig. Betreiber:innen von Balkonkraftwerken müssen diesen Zählertausch nun nicht mehr abwarten, um ihre Mini-PV-Anlage in Betrieb zu nehmen. Sie profitieren in der Übergangszeit von einer niedrigeren Stromrechnung, da der Zähler rückwärtsläuft.
  • Schuko-Stecker soll normenkonform werden: Offiziell fordern viele Netzbetreiber, dass eine spezielle Einspeisesteckdose (Wieland Einspeisesteckdose) zum Anschluss des Balkonkraftwerks zum Einsatz kommt. Künftig soll eine herkömmliche Schuko-Steckdose für einen normgerechten Anschluss ausreichen. Dazu wird eine entsprechende Neufassung der Norm erarbeitet. Sie sparen sich dadurch die Installation einer Wieland Einspeisesteckdose durch eine Elektrofachkraft.

Wie muss man ein Balkonkraftwerk anmelden?

Ab sofort reicht es aus, die zentralen technischen Daten der Mini-PV-Anlage an die Bundesnetzagentur zu übermitteln. Denn mit dem Solarpaket I entfällt ab Mai 2024 die Pflicht zur doppelten Anmeldung eines Balkonkraftwerks beim Netzbetreiber und im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur. Anders als bei einer großen PV-Anlage für das Dach benötigen Sie für diese Anmeldung keine Elektrofachkraft. Wenn Sie die Anmeldung unterlassen, droht ein Bußgeld.

 

Muss der Stromzähler ausgetauscht werden?

Ein Zählertausch kann durchaus notwendig sein, denn Balkonkraftwerke führen bei alten mechanischen Stromzählern (sogenannte Ferraris-Zähler) dazu, dass diese rückwärtslaufen. Das passiert dann, wenn das Balkonkraftwerk mehr Strom produziert, als aktuell im Haushalt verbraucht wird. Zwar fließt in diesem Fall Strom in das öffentliche Netz, eine Einspeisevergütung erhalten Sie als Betreiber:in dafür jedoch in aller Regel nicht.

Ein solcher Zähler muss durch den Netzbetreiber ausgetauscht werden, damit sich der Strombezug aus dem öffentlichen Netz trotz Balkonkraftwerk korrekt erfassen lässt. Dazu gibt es zwei Möglichkeiten: Die einfachste stellt ein elektronischer Einrichtungszähler mit Rücklaufsperre dar. So ein Gerät läuft auch dann nicht rückwärts, wenn Strom in das öffentliche Netz fließt. Teurer ist ein Zweirichtungszähler. Dieser erfasst beide Flussrichtungen des Stroms getrennt voneinander. Solche Geräte kommen beim Betrieb großer PV-Anlagen zum Einsatz, um die Einspeisevergütung genau abzurechnen.

 

Was kostet ein Balkonkraftwerk?

Mehr Wettbewerb und geringere Produktionskosten lassen die Preise für Balkonkraftwerke sinken. Dazu trägt auch die seit Januar 2023 geltende Befreiung von der Mehrwertsteuer bei. Bei der Anschaffung eines Balkonkraftwerks sparen Sie sich somit 19 Prozent des Kaufpreises.

Auf der Suche nach dem passenden Balkonkraftwerk sollten Sie beachten, dass die Leistung der Solarmodule sich von der Leistung des Wechselrichters unterscheidet. Ein gängiges Solarmodul für den Balkon hat üblicherweise eine Leistung zwischen 400 bis 450 Watt. Eine Mini-PV-Anlage mit zwei Solarmodulen kommt dabei schnell über die Leistungsgrenze von bisher 600 und mit dem Solarpaket I in Zukunft 800 Watt. Das ist aber kein Problem, da nicht die Leistung der Module, sondern die Leistungsabgabe des Wechselrichters reglementiert ist. Liefern die Solarmodule bei voller Sonneneinstrahlung also mehr als die erlaubte Leistung, dann drosselt der Wechselrichter die Leistung und es fließt nur so viel Strom, wie es auch das Gesetz vorsieht. In der nachfolgenden Tabelle finden Sie eine Auswahl verschiedener Anbieter von Balkonkraftwerken, damit Sie sich einen ersten Eindruck zu Kosten und Leistung verschaffen können.

Hersteller

Balkonkraftwerk

Leistung

Kosten

Kleines Kraftwert

Kleines Kraftwerk Duo Garten Komplettpaket (880Wp+) Bifazial

880 Watt

579 €

Yuma

Yuma Flat (870+) Bifazial

870 Watt

529 €

Alpha Solar

Balkonkraftwerk 870Wp

870 Watt

359 €

Priwatt

priFlat Duo

890 Watt

569 €

Anker

Solix Balkonkraftwerk 820W

820 Watt

599 €

Wie die Übersicht zeigt, sollten Sie für ein Balkonkraftwerk der 800-Watt-Klasse mit Kosten um 500-600 Euro kalkulieren. Planen Sie zusätzlich zu den reinen Anschaffungskosten noch eine Reserve für Anschlusskabel und Befestigungsmaterial ein. Einige Hersteller beschränken den Lieferumfang auf eine einfache Halterung für den Garten oder ein Flachdach. Das Montagesystem für die Anbringung auf einem Schrägdach oder am Balkon müssen Sie dann dazukaufen.

 

Förderprogramme für Mini-PV-Anlagen

Balkonkraftwerke können gleich zweifach gefördert werden. Zum einen erhalten Sie derzeit die Mehrwertsteuerbefreiung, die den Endpreis der Mini-PV-Anlage um 19 Prozent senkt. Darüber hinaus gibt es immer mehr Bundesländer und Städte, die Balkonkraftwerke regional fördern. Im Mai 2024 zählen dazu Berlin, Schleswig-Holstein, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern. Berlin bietet beispielsweise eine Förderung von bis zu 500 Euro für ein Balkonkraftwerk. Während manche Kommunen einen Pauschalbetrag auszahlen, richten sich andere nach der Leistung. So zahlt etwa die Stadt Erlangen 30 Euro pro 100 Watt Leistung, wobei die maximale Fördersumme bei 180 Euro liegt.

Wirtschaftlichkeit: So viel sparen Sie mit einer Mini-PV-Anlage

Entscheidend für die Wirtschaftlichkeit eines Balkonkraftwerks ist der Stromertrag. Je besser das Verhältnis zwischen Ertrag und Kosten, desto schneller amortisiert sich die Investition in die Mini-PV-Anlage. Der Ertrag eines Balkonkraftwerks ist stark abhängig vom Aufstellort und den individuellen Gegebenheiten. Zu den bestimmenden Faktoren zählen unter anderem:

  • Ausrichtung
  • Neigung
  • Verschattung

Auch im Jahresverlauf variiert der tägliche Ertrag stark. Für die Wirtschaftlichkeitsrechnung wird daher ein Jahresertrag herangezogen. Eine Anlage mit 800 Watt Modulleistung an einem Wechselrichter mit 800 Watt liefert bei optimaler Ausrichtung rund 550 kWh Strom im Jahr. Nicht alles davon ist jedoch nutzbar, da Balkonkraftwerke ohne Speicher immer nur den momentanen Stromverbrauch decken können. Bei korrekter Auslegung der Anlage ist ein Nutzungsgrad von ca. 80 Prozent anzusetzen. Damit ergeben sich 440 kWh nutzbarer Stromertrag. Rechnen wir mit einem aktuellen Strompreis von 42 Cent pro Kilowattstunde (Quelle: BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. ), dann ergibt sich eine Einsparung von rund 180 Euro Stromkosten im Jahr. Für unsere Anlage setzen wir Gesamtkosten inklusive Befestigungsmaterial von 750 Euro an. Damit ergibt sich eine Amortisationsdauer von circa 4 Jahren, die für Balkonkraftwerke durchaus üblich ist.

Sie sehen: Für die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung sind einige Annahmen zu treffen, die sich je nach Gegebenheit stark unterscheiden können. Für Ihre eigene Vergleichsrechnung empfehlen wir den Stecker-Solar-Simulator der HTW Berlin, der bei der Auswahl der Werte unterstützt.

 

Lohnt sich ein Speicher für das Balkonkraftwerk?

Ein Stromspeicher kann den Nutzungsgrad des Stroms vom Balkonkraftwerk erhöhen. Er puffert gerade nicht benötigten Strom und stellt ihn dann zur Verfügung, wenn er gebraucht wird. Somit geht die Energie nicht ungenutzt verloren.

Ob sich das lohnt, zeigt die Anpassung in unserem Rechenbeispiel: Wir ergänzen einen Stromspeicher für 1 kWh Strom mit Anschaffungskosten von 800 Euro. Damit steigt der Nutzungsgrad von bisher 80 auf nun 96 Prozent. Damit sind circa 530 kWh aus dem Balkonkraftwerk nutzbar, was einer Stromkostenersparnis von 222 Euro entspricht. Die Amortisationszeit der Gesamtanlage verlängert sich auf rund 7 Jahre. In diesem Fall ist der Kauf eines Stromspeichers eine Überlegung wert. Dauert es bei Ihnen deutlich länger, dann sollten Sie von einem Stromspeicher absehen, da deren Lebensdauer im Schnitt 10 bis 15 Jahre beträgt.

 

Wie installiert man ein Balkonkraftwerk?

Zwar heißen sie Balkonkraftwerke, doch das ist bei Weitem nicht die einzige Möglichkeit, die PV-Anlagen zu montieren. Diese Befestigungsarten sind möglich:

  • Balkonbrüstung: Hier erfolgt die Montage hängend am Balkongeländer.
  • Flachdach/ Terrasse/Garten: Das PV-Modul steht auf einer Halterung, die die Module in einen optimalen Winkel ausrichtet.
  • Schrägdach: Das Dach gibt einen Winkel vor, wobei die Module wegen der Dachneigung besonders gut gesichert werden müssen.

Mit der Standortwahl beeinflussen Sie den möglichen Ertrag. Die optimale Ausrichtung geht in Richtung Süden, wobei möglichst keine Bauwerke oder Bäume Schatten auf die Modulfläche werfen sollten. Der optimale Neigungswinkel bei einer Südausrichtung beträgt zwischen 30 und 45 Grad. Bei einer senkrecht-hängenden Montage am Balkongeländer weichen Sie davon deutlich ab, sodass ein Verlust von ca. 30-50 Prozent entsteht.

Für alle Montagearten gilt, dass Sie die Module wettersicher befestigen sollten. Also so, dass vor allem starker Wind der Anlage nichts anhaben kann. Bei einem Schrägdach ist das besonders wichtig, sodass Sie sich hier im Zweifelsfall professionelle Hilfe suchen sollten.

 

Ist ein Schuko-Stecker für das Balkonkraftwerk erlaubt?

Module aufstellen, mit dem Wechselrichter verbinden und diesen dann an die Steckdose anschließen: Das sind die drei wesentlichen Schritte für die Inbetriebnahme eines Balkonkraftwerks. Doch beim letzten Schritt kommt es häufig zu einer Frage: Darf ich das Balkonkraftwerk mit einem ganz normalen Schuko-Stecker an das Hausnetz anschließen?

Netzbetreiber verlangen häufig unter Berufung auf elektrotechnische Normen, dass Betreiber:innen statt des Schuko-Steckers eine spezielle Kombination aus Stecker und Einspeisesteckdose nutzen. Diese heißen auch Wieland-Stecker und -Steckdose. Problem: Die Installation einer solchen Steckdose muss eine Elektrofachkraft durchführen, was entsprechende Kosten verursacht. Aus technischer Sicht bietet der Wieland-Stecker einen höheren Sicherheitsstandard. Damit erfüllt das System einige elektrotechnische Normen, für die der herkömmliche Schuko-Stecker nicht ausreicht.

In der Praxis sahen aber auch bisher schon viele Stellen den Schuko-Stecker als ausreichend an. Dazu zählen unter anderem die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie e.V. und der Verbraucherzentrale Bundesverband. Mit dem Solarpaket I der Bundesregierung erging der Auftrag an den VDE Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e. V., die elektrotechnischen Normen so anzupassen, das ein Schuko-Stecker in der Zukunft als normkonform für den Anschluss von Balkonkraftwerken anzusehen ist. Insofern ist der Einsatz eines Schuko-Steckers als unbedenklich anzusehen.

Unser Fazit zu Balkonkraftwerken

Sie möchten eigenen grünen Strom produzieren, obwohl Sie kein eigenes Dach oder nur eine sehr begrenzte Fläche für die Montage der PV-Module zur Verfügung haben? Dann ist das Balkonkraftwerk eine sehr interessante Idee, die Ihnen innerhalb weniger Jahre eine Stromkostenersparnis bringen kann. Haben Sie mehr Platz, dann fahren Sie mit einer „großen“ PV-Anlage meist besser. Sie produziert deutlich mehr Strom und kann den Großteil Ihres Verbrauchs decken.