Sonnige Zeiten für die Solarbranche? Leider nicht!
Deutschland erlebt momentan einen Solarboom, der seinesgleichen sucht: Solaranlagen-Anbieter, ob zum Kauf oder zur Miete, können sich vor Anfragen kaum noch retten.
Die Zahlen sprechen für sich: 25 Prozent der deutschen Hauseigentümer:innen wollen noch in diesem Jahr in eine Photovoltaikanlage investieren, so das Ergebnis einer Umfrage des Hamburger Marktforschungsinstituts Appino im April 2022. Auslöser für die hohe Nachfrage sind die steigenden Energiepreise sowie der Wunsch, sich unabhängig von politischen Entscheidungen und Gasknappheit zu machen. Diskussionen um Gasspeicher in Deutschland, die nur gut zur Hälfe gefüllt sind, sowie eine prognostizierte Verdreifachung des Gaspreises sorgen zusätzlich für Unruhe am Energiemarkt. Deshalb wollen bundesweit Millionen von Menschen ihren eigenen grünen Strom dezentral produzieren. Photovoltaikanlagen, Batteriespeicher und Wärmepumpen sind gefragter denn je – die Energiewende nimmt an Fahrt auf.
Wanted: Solarstrom vom eigenen Dach
Zumindest könnte man das meinen, doch die Realität sieht leider anders aus. Denn die große Nachfrage trifft auf ein ohnehin knappes Angebot. Und das ist mehrfacher Hinsicht. So sorgt das gesteigerte Interesse an Solarsystemen für eine starke Auslastung der Handwerksbetriebe. Bundesweit fehlt es an Dachdecker:innen und Elektroinstalleur:innen, die die Solaranlagen fachmännisch aufs Dach und ans Netz bringen könnten.
Im Jahr 2021 zählte die Solarbranche rund 58.500 Beschäftigte. Zehn Jahre zuvor waren es noch 156.700 Arbeitskräfte. Das ist ein Rückgang um mehr als die Hälfte, der sich nicht kurzfristig wieder aufholen lässt. Durch Gesetzesänderungen der damaligen schwarz-gelben Bundesregierung brach der Solarausbau ab 2012 ein, viele Arbeitsplätze gingen verloren. Der bereits bestehende Fachkräftemangel und der fehlende Nachwuchs im Handwerk werden auch mittelfristig dafür sorgen, dass viele Solaranlagen nicht so schnell ans Netz gehen können, wie es die Verbraucher:innen und die Politik gerne hätten.
Bauteil-Mangel mit vielen Ursachen
Außerdem sind nicht ausreichend Komponenten für den Bau der Solaranlagen verfügbar, weil wichtige Bestandteile fehlen. Dabei handelt es sich vor allem um Elektronikbauteile für Wechselrichter und Energiemanager, wie etwa Halbleiter. Viele andere Branchen sind ebenfalls vom Halbleiter-Mangel betroffen. Denn sie sind der Hauptbestandteil von Mikrochips, die man für alle möglichen Elektrogeräte benötigt – vom Computer bis zum modernen Kühlschrank.
Die Corona-Pandemie verschärft die Situation zusätzlich, denn vielerorts sind die Lieferketten gestört oder unterbrochen. Zum Beispiel hat China im Rahmen seiner Null-Covid-Strategie im März 2022 einen Lockdown in Shanghai verhängt. Dort befindet sich einer der größten Containerhäfen der Welt, über den viele Materialien und Komponenten für den Solaranlagen-Bau abgewickelt werden. Infolge des Lockdowns kam es zu Unterbrechungen. Dadurch gibt es momentan einen „Stau“ vor den Häfen Deutschlands. Viele Containerschiffe warten darauf, ihre Fracht entladen zu können, auch weil Personal fehlt. Die Verzögerungen in den Lieferketten führen zudem dazu, dass immer wieder Materiallieferungen kurzfristig verschoben werden, worauf die Installationsbetriebe keinen Einfluss haben.
Auch der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat Auswirkungen auf die Lieferketten und die Verfügbarkeit der Komponenten. Denn viele der Metalle, die auch beim Solaranlagen- und Stromspeicher-Bau zum Einsatz kommen, wie etwa Kupfer, Nickel und Aluminium, kommen aus Russland. Und für die Herstellung der bereits erwähnten Halbleiter benötigt man das Edelgas Neon, das in der Ukraine und Russland produziert wird.
Längere Wartezeiten beim Solaranlagen-Bau
Das Ergebnis: Wer an einer Solaranlage interessiert ist, muss derzeit längere Wartezeiten als üblich in Kauf nehmen. Denn von den Verzögerungen ist die gesamte Solarbranche betroffen. Bei der Solaranlagen-Miete dauert es momentan durchschnittlich etwa vier Monate von der Beauftragung des Installationsbetriebs bis zum Bau der Solaranlage. Beim Kauf einer Solaranlage sieht es teilweise noch schlimmer aus: Endkund:innen erhalten hier teils gar keine Angebote mehr von den Errichtungsfirmen.
Dies ist bei DZ4 nicht der Fall, da wir von langjährigen und vertrauensvollen Partnerschaften mit unseren Errichtungspartnern profitieren. Allerdings ist auch DZ4 von den Herausforderungen betroffen, die momentan alle Solaranlagen-Anbieter umtreiben. Daher lassen sich derzeit auch bei uns längere Wartezeiten leider nicht vermeiden. Wir arbeiten jedoch intensiv mit unseren Partnerbetrieben in ganz Deutschland daran, Lösungen zu finden und Bauverzögerungen möglichst gering zu halten.
Ein weiteres Nadelöhr stellen die lokalen Verteilnetzbetreiber dar. Nur diese dürfen den Zählertausch vornehmen, der zwingend erforderlich ist, bevor Ihre Solaranlage in Betrieb genommen werden kann. Der Termin kann je nach Region kurzfristig erfolgen oder auch eine Wartezeit von mehreren Wochen benötigen. Hier haben leider weder DZ4 noch die Installationsbetriebe die Möglichkeit, diesen Prozess zu beschleunigen. So kann es sein, dass Solaranlagen-Interessierte vom Vertragsabschluss bis zum Zählerwechsel und damit der Inbetriebsetzung der Anlage derzeit mit einem halben Jahr rechnen müssen
Anna Lena Ströer, Leiterin Errichtung bei DZ4, sagt: „Die Solarbranche steht aktuell vor zahlreichen Herausforderungen. Denn es fehlt nicht nur an hochwertigen Komponenten für den Bau der Solaranlagen und Stromspeichern, sondern auch an Fachkräften, die diese professionell installieren können. Zugleich möchten die Kund:innen ihre Solaranlage am liebsten schon morgen auf dem Dach haben. Das ist verständlich, besonders angesichts der aktuellen Strompreise. Die Politik könnte zumindest ein Stück weit Abhilfe schaffen, indem sie den bürokratischen Aufwand für die Installationsbetriebe absenkt. Denn wer weniger Zeit am Schreibtisch verbringen muss, kann mehr Solaranlagen aufs Dach bringen.“