Energetische Sanierung mit Photovoltaik
Angesichts explodierender Kosten für Strom, Öl und Gas werden in Deutschland immer häufiger energetische Sanierungen an Wohngebäuden durchgeführt. Ziel ist die Steigerung der Energieeffizienz des Gebäudes. Außerdem erhöht sich der Wert der Immobilie. Doch was ist eine energetische Sanierung überhaupt und welche Maßnahmen gehören dazu? Welche Rolle spielen Solaranlagen, also Solarthermie-Anlagen und Photovoltaik-Anlagen, Stromspeicher und Wärmepumpen dabei? Diese Fragen beantworten wir im folgenden Artikel. Erfahren Sie mehr über die energetische Sanierung, die Vorteile der Photovoltaik sowie Kosten und Förderung der Gebäudesanierung.
Was ist eine energetische Sanierung?
Unter dem Begriff energetische Sanierung versteht man die Modernisierung eines Gebäudes mit einzelnen oder mehreren Maßnahmen, die geeignet sind, die Energieeffizienz der Immobilie zu verbessern. Hier liegt auch der Unterschied zur häufig mit der energetischen Sanierung in einem Atemzug genannten Renovierung: Beim Renovieren werden in der Regel (kleinere) Reparaturen und sonstige Ausbesserungen wie z. B. Malerarbeiten durchgeführt, die keinen Einfluss auf die Energieeffizienz der Immobilie haben. Renovieren unterscheidet sich also deutlich vom Sanieren.
Die energetische Sanierung mit Photovoltaik gehört zu den Maßnahmen der Gebäudesanierung, die die Effizienz des Gebäudes in besonderem Maße steigern, da eine PV-Anlage kostengünstig Öko-Strom aus Sonnenenergie herstellt. Mit dem Strom einer Solaranlage können große Teile des Strombedarfs eines Gebäudes gedeckt werden und bei der Stromerzeugung verursacht sie keinen CO2-Ausstoß. Das senkt die Kosten für Strom (und Heizung), steigert den Wert der Immobilie und schont das Klima.
Welche Maßnahmen beinhaltet eine energetische Sanierung?
Eine energetische Sanierung umfasst in der Regel Maßnahmen zur Dämmung der Gebäudehülle sowie zur Modernisierung der Gebäudetechnik. Zu den Maßnahmen an der Gebäudehülle zählen die Sanierung der Dachdämmung, der Fassaden-Dämmung, der Keller-Dämmung sowie die Installation von Energiesparfenstern und Energiespartüren. Sämtliche hier genannten Maßnahmen können in Kombination oder einzeln durchgeführt werden.
Zur Modernisierung der Gebäudetechnik zählen die Sanierung der Heizung, der Klimaanlage bzw. der Lüftung sowie die Heizungsoptimierung. Außerdem gehört die Installation einer Solaranlage zu den Sanierungsmaßnahmen. Dabei nimmt die energetische Sanierung mit Photovoltaik eine Sonderrolle ein, da es sich hierbei nicht wie bei Fenstern, Türen oder Dämmungen um eine direkte bauliche Veränderung des Gebäudes handelt. Dennoch stellt der gewonnene Solarstrom eine deutliche Verbesserung der Energieeffizienz dar, sodass man die Installation von Photovoltaik als Sanierungsmaßnahme betrachtet.
Fokus: Photovoltaik bei energetischer Sanierung
Im Rahmen einer energetischen Sanierung bietet die Installation einer Photovoltaik-Anlage besonders viele Optionen. Mit dem Strom einer Solaranlage können zahlreiche Verbrauchsgeräte im Haushalt wie etwa Kühlschrank oder Waschmaschine betrieben werden. So lassen sich die Betriebskosten für die Verbraucher dauerhaft minimieren. In den folgenden Kapiteln beleuchten wir das Potential der Photovoltaik für energetische Sanierungen, die Kosten für ihre Anschaffung und Installation sowie mögliche Förderungen.
Welche Rolle spielt PV bei der energetischen Sanierung?
PV-Anlagen stechen wegen ihres Potentials bei der energetischen Sanierung besonders hervor. Das liegt an den zahlreichen Nutzungsmöglichkeiten des Solarstromes und den damit verbundenen möglichen Einsparungen: Bis zu 30 Prozent des eigenen Strombedarfs lassen sich so decken.
Kombinieren Sie die Photovoltaik-Anlage zusätzlich mit einem Stromspeicher, können Sie sogar bis zu 70 Prozent des Strombedarfs abdecken, da Sie den Solarstrom so auch nachts nutzen können. Neben Verbrauchern wie Haushaltsgeräten kann mit dem Solarstrom z. B. auch ein Elektroauto, eine Klimaanlage oder eine Wärmepumpe betrieben werden. Übrigens: In einigen Bundesländern ist im Falle einer Dachsanierung die Installation einer PV-Anlage durch die Solarpflicht bereits gesetzlich vorgeschrieben.
Kombination mit Wärmepumpe
Eine der effizientesten Maßnahmen für die energetische Sanierung: Photovoltaik in Kombination mit einer Wärmepumpe. Da die Wärmepumpe den Solarstrom der PV-Anlage meist im Verhältnis 1 zu 3 oder mehr in Heizwärme umwandelt, wird die gewonnene Energie besonders effizient genutzt.
So senken Sie nicht nur Ihre Stromkosten, sondern auch die Betriebskosten für die Heizung. Allerdings produziert die Solaranlage den Solarstrom tagsüber, während er für den Betrieb der Wärmepumpe meist erst abends bzw. nachts benötigt wird. Ein Stromspeicher kann hier Abhilfe schaffen.
Kosten
Die Kosten für die Anschaffung einer PV-Anlage inklusive Installation liegen bei rund 15.000 Euro. Schafft man die Solaranlage im Komplettpaket mit einem Stromspeicher an, kostet sie ca. 21.000 Euro. Kauft man die Komponenten einzeln, steigt der Preis auf ca. 22.000 bis 24.000 Euro. Dazu kommen monatliche Betriebskosten von 40 bis 100 Euro – je nachdem, wie groß die Anlage ist und ob sie mit oder ohne Stromspeicher installiert wurde.
Förderung
Vorweg: Eine direkte Förderung für die energetische Sanierung mit Photovoltaik gibt es auf Bundesebene nicht. Man kann die Anschaffung einer Photovoltaik-Anlage aber im Rahmen einer Komplettsanierung zum Effizienzhaus anteilig mitfördern lassen. Insgesamt steht ein Kredit bis zu 150.000 Euro inklusive Tilgungszuschuss von 25 Prozent – also 37.500 Euro – zur Verfügung. Beantragen kann man diese Förderung im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW-Programm 261).
Außerdem erhalten Sie eine festgeschriebene Einspeisevergütung über 20 Jahre. Diese liegt derzeit bei 8,6 Cent pro Kilowattstunde. Der aktuelle Satz Einspeisevergütung gilt bis 2024. Zudem gibt es vereinzelt noch regionale Förderung für die Anschaffung einer PV-Anlage (oftmals in Kombination mit einem Stromspeicher).
Weitere Maßnahmen bei einer energetischen Sanierung
Die Gebäudesanierung umfasst, wie bereits erwähnt, zahlreiche Maßnahmen zum Sanieren von Gebäudehülle und Gebäudetechnik. Konkret gehören dazu Dachdämmungen wie die Aufsparrendämmung, Fassaden-Dämmungen mit einem Wärmedämmverbundsystem (WDVS), Keller-Dämmungen wie die Perimeter-Dämmung, die Installation von Energiesparfenstern und Energiespartüren, Solarthermie-Anlagen, Heizungen sowie Lüftungsanlagen und die Heizungsoptimierung.
In der nachfolgenden Tabelle finden Sie einen Überblick über die gängigsten Maßnahmen der energetischen Sanierung, ihre Potentiale zur Einsparung von Energie bzw. der Steigerung der Energieeffizienz, Kosten, mögliche Förderung durch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) und ob ggf. eine Sanierungspflicht besteht.
Sanierungsmaßnahme | Potential | Kosten (für eine durchschnittliches Einfamilienhaus) | Förderung | Solar- bzw. Sanierungspflicht? |
---|---|---|---|---|
Installation von PV-Anlage mit 8 kWp Leistung inkl. Stromspeicher | Einsparungen von bis zu 70 % bei den Stromkosten | ca. 20.000 – 24.000 € | Keine direkte Förderung auf Bundesebene, Einspeisevergütung von 8,6 Ct / kWh; einige Bundesländer bieten direkte Förderung für PV (+ Speicher) | In einigen Bundesländern gilt eine Solarpflicht für (grundlegende) Dachsanierungen seit 2023 |
Dachdämmung: Aufsparrendämmung inkl. neuer Dacheindeckung | Einsparungen von circa 20 % der Heizkosten | 20.000 – 35.000 € | BAFA BEG EM*: 15 % der Kosten von max. 60.000 €; mit individuellem Sanierungsfahrplan (iSFP) 20 % | Ja, wenn 0,24 W/(m² · K) überschritten werden |
Fassadendämmung (WDVS) | Einsparungen von circa 20 % der Heizkosten | 15.000 – 25.000 € | BAFA BEG EM: 15 % der Kosten von max. 60.000 €; mit individuellem Sanierungsfahrplan (iSFP) 20 % | Nein |
Energiesparfenster | Einsparungen von circa 20 % der Heizkosten | 5.000 – 10.000 € | BAFA BEG EM: 15 % der Kosten von max. 60.000 €; mit individuellem Sanierungsfahrplan (iSFP) 20 % | Nein |
Energiespartüren | Einsparungen von circa 20 % der Heizkosten | 5.000 – 10.000 € | BAFA BEG EM: 15 % von max. 60.000 €; 20 % mit iSFP | Nein |
Installation einer Sole-Wasser-Wärmepumpe inkl. Einbau-Kosten | Einsparungen von bis zu 1.000 € Heizkosten / Jahr | 10.000 – 20.000 € | BAFA BEG EM: 30 % der Kosten; bis zu 40 % inklusive Austauschprämie | Ja, wenn die bestehende Heizung älter als 30 Jahre ist und es sich um einen Konstanttemperaturkessel handelt |
Installation einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung | Einsparungen von 25-50 % der Heizenergie | 10.000 – 15.000 € | BAFA BEG EM: 15 % der Kosten; mit individuellem Sanierungsfahrplan (iSFP) 20 % | Nein |
Installation einer Solarthermie-Anlage | Einsparungen von ca. 8-15 % der Heizenergie | ca. 6.000 – 10.000 € | BAFA BEG EM: | Nein |
* BEG EM = Bundesförderung für effiziente Gebäude mit Einzelmaßnahmen
Eine energetische Sanierung hat aber nur den gewünschten Effekt, wenn sie fachmännisch geplant und durchgeführt wird. Daher sollten Sie immer ein:en Energieberater:in in die Planung und Durchführung einbinden. Eine professionelle Energieberatung ist außerdem für zahlreiche Sanierungsmaßnahmen vorgeschrieben, um Förderung vom BAFA zu erhalten. Für die Energieberatung stehen bei dem BAFA ebenfalls Fördermittel zur Verfügung. Energieberater:innen erstellen zudem auch den individuellen Sanierungsfahrplan, der Voraussetzung für die Beantragung des iSFP-Bonus beim BAFA ist.
Fazit
Speziell die energetische Sanierung mit Photovoltaik ist eine sinnvolle Investition. Mit einer Photovoltaik-Anlage inklusive Stromspeicher lassen sich bis zu 70 Prozent des jährlichen Strombedarfs kostengünstig abdecken und Sie erhalten zusätzlich eine Einspeisevergütung für den überschüssigen Solarstrom. Wird die PV-Anlage in Kombination mit einer Wärmepumpe (anstatt einer Ölheizung oder Gasheizung) installiert, sinken außerdem die Heizkosten um bis zu 1.000 Euro im Jahr.
Energetische Sanierungen sind jedoch im Regelfall eine kostspielige Angelegenheit. Bei einer neuen Dach- oder Fassadendämmung inkl. neuer Fenster und Türen können schnell Kosten im mittleren fünfstelligen Bereich anfallen. Für viele Familien kann das eine erhebliche wirtschaftliche Belastung bedeuten und die finanzielle Flexibilität wird maßgeblich eingeschränkt. Sollten Sie die hohen Anschaffungskosten abschrecken, können Sie die Photovoltaik-Anlage auch mieten. Neben einem monatlich garantierten Festpreis bietet dies den Vorteil, dass in der Miete schon die Kosten für Service, Versicherung, Wartung und Installation der Anlage enthalten sind.